Dienstleister

Digitale Potenziale heben

Autor*in: TOBIAS SCHIERHOLT, PHILIPP MÄHLMEYER

phito heißt das junge Unternehmen mit Sitz in Vechta, das durch innovative und intuitive Softwarelösungen schon viele Unternehmen der Region überzeugen konnte. Denn Digitalisierung ist auch im Oldenburger Münsterland angekommen. Viele Unternehmen haben bereits ihr Bewusstsein für die damit verbundenen Chancen und Potenziale geschärft.

Gründer und Geschäftsführer von phito: Tobias Schierholt und Philipp Mählmeyer.   

Doch die Ausgangslagen und Herausforderungen zur Umsetzung von Digitalisierung und Automatisierung sind vielfältig. „Und genau darauf haben wir sowohl für produzierende Unternehmen als auch für Dienstleister die passenden Antworten – als passgenaue Softwarelösungen", sagt Philipp Mählmeyer, einer der Gründer von phito. Zusammen mit Tobias Schierholt gründete er 2018 das Unternehmen mit dem Ziel, vor allem Firmen aus der Region dabei zu unterstützen, Geschäftsprozesse zu digitalisieren und somit die Wettbewerbsfähigkeit auf den nationalen und internationalen Märkten zu stärken. „Schon kleine Veränderungen erzielen oft eine große Wirkung. So werden Effizienz und Wirtschaftlichkeit merklich erhöht und der Kundenservice gestärkt", ergänzt Tobias Schierholt.

Auf der Konferenz SEROM (Softwareentwicklung Region Oldenburger Münsterland) in Vechta haben sich Tobias und Philipp 2016 kennengelernt und arbeiten seitdem zusammen. Zunächst waren sie weiterhin als Freiberufler tätig und gründeten dann nach zwei Jahren gemeinsam das Unternehmen phito, wobei sich der Firmenname aus ihren beiden Vornamen ableitet.

Beide haben schnell gemerkt, dass sie sich gut in ihrer Expertise ergänzen. Philipps Schwerpunkte liegen im Bereich der Betriebsdatenerfassung, also in der Erfassung von Zuständen und Prozessen in der Produktion. Die Schwerpunkte von Tobias liegen im Bereich Webtechnologien und verteilten Anwendungen. Außerdem hat er mehrere Jahre Berufserfahrung im Bereich MES (Manufacturing Execution System), zu deutsch Fertigungsmanagement. Die Schnittmenge ihrer Kernkompetenzen und Schwerpunkte ist somit groß und jeder bringt obendrein eigene Stärken mit, von denen der andere wiederum profitiert.

Analyse der erfassten Daten mit dem Kunden: Wie lassen sich die Prozesse in der Fertigung weiter optimieren?   

Den Standort Vechta haben die beiden Jungunternehmer gewählt, weil sie in dieser zwar ländlichen, aber doch starken Wirtschaftsregion sehr viel Potenzial für ihre Ideen und Lösungen sehen. Motiviert und engagiert möchten sie den digitalen Fortschritt im Oldenburger Münsterland aktiv mitgestalten. Außerdem sind beide hier geboren und aufgewachsen und fühlen sich sehr heimatverbunden.

Den Grundstein für ihre Arbeit haben beide mit einem erfolgreich abgeschlossenen Studium gelegt. Tobias Schierholt ist 36 Jahre alt und ausgebildeter Fachinformatiker Anwendungsentwicklung sowie Bachelor of Science der Wirtschaftsinformatik. Philipp Mählmeyer ist 31 Jahre und Bachelor of Science der Wirtschaftsinformatik und außerdem Master of Science der Informatik.

Wie aber gelingt nun den Unternehmen der Region der Sprung in die Digitalisierung? „Ziel unserer Arbeit ist es, Produktions- und allgemeine Geschäftsprozesse zu digitalisieren", erläutert Philipp Mählmeyer. „Dafür werden beispielsweise Daten erfasst, aufbereitet und visualisiert, also in Diagrammen dargestellt. Anhand von Auswertungen und Analysen, die damit schnell und transparent möglich sind, können Optimierungspotenziale in den einzelnen Prozessen aufgedeckt werden", so Mählmeyer. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen im OM erhielten so die Möglichkeit, sich direkt vor Ort und mit überschaubaren finanziellen Mitteln einen Wettbewerbsvorteil durch Steigerung der Effizienz von Prozessen zu verschaffen. „Es macht immer wieder Spaß, unsere Kunden zuerst mit einem Prototypen zu überzeugen, bevor wir dann in die komplexeren Prozesse einsteigen", sagt Tobias Schierholt. „Zettel und Stift sowie das Hin- und Herschicken von Dateien via E-Mail können oft schnell und effektiv durch neue digitalisierte Prozesse ersetzt werden. Während der Umsetzung ergeben sich in enger Zusammenarbeit mit den Kunden oft bereits nach kurzer Zeit weitere Optimierungsmöglichkeiten. Bei den regelmäßigen Treffen werden also immer wieder neue Ideen entwickelt, um Prozesse weiter zu verbessern und automatisieren und somit Zeit und Kosten zu sparen, die am Anfang der Zusammenarbeit noch gar nicht denkbar waren", weiß Mählmeyer.

Die Einsatzmöglichkeiten der Digitalisierung erstrecken sich über alle Branchen und Bereiche, so dass phito sowohl für Unternehmen aus der Industrie als auch für Dienstleister, Behörden und Ämter arbeitet. Hier sind keine Grenzen gesetzt. Zu den aktuellen Referenzen aus der Industrie gehört vor allem die Zusammenarbeit mit kunststoffverarbeitenden Unternehmen.

Grundlage eines jeden Projekts ist zumeist die Erfassung von Betriebsdaten aus den bereits vorhandenen Steuerungen beispielsweise von Produktionsmengen und Prozesswerten, die Aufnahme von Auftragsdaten oder die Protokollierung von Anlagestörungen. Die gesammelten und verarbeiteten Daten werden dann im Browser auf PC oder Tablet visuell aufbereitet. Dank der sekündlich aufgezeichneten Informationen werden auch in komplexen Prozessen Fehlersuche und Fehlerbehebung beschleunigt – sogar noch nach Monaten, etwa bei der Reklamationsbearbeitung.

„Zudem lassen sich die häufigsten Störungen im gesamten Unternehmen für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess analysieren. Dabei ist es egal, ob ein Projekt nur eine Maschine oder mehr als 200 Anlagen umfasst", erklärt Philipp Mählmeyer. Überdies können anhand der gewonnenen Daten wichtige Kennzahlen wie beispielsweise die Gesamtanlageneffektivität (OEE) berechnet werden. Sie spiegelt mit ihren drei enthaltenen Faktoren (Verfügbarkeit, Leistung und Qualität) in einem Wert die Produktivität und Verluste einer Maschine wider. Auch wird stets ein sogenanntes Hallen-Monitoring eingerichtet – mit dem Ziel der Visualisierung wichtiger Prozessdaten. Dabei werden alle aktuell relevanten Produktionswerte, Leistungsraten, Arbeitsfortschritte und Störungen auf großen Monitoren in der Fertigung angezeigt. Auf einen Blick ist auch bei unübersichtlichen Produktionslinien sofort ersichtlich, ob die Maschinen optimal laufen. Bei Abweichungen kann so umgehend von den Maschinenführern reagiert werden.

Darüber hinaus wurde von phito eine App zur mobilen Prozessüberwachung und -steuerung programmiert. Mithilfe eines RFID-Tags wird dabei ein Maschinenaggregat eindeutig identifiziert. Über die App können aktuelle Prozessinformationen abgefragt und Aktoren gesteuert werden. Dadurch können Bedienpanels und der Aufwand für deren Installation eingespart werden. Außerdem können mithilfe des RFID-Tags Aggregate intuitiv miteinander verknüpft werden – beispielsweise Werkzeug und Spritzgießmaschine, Behälter und Stellplatz. Ein konkretes Beispiel: Vor dem Ansaugen eines Granulats kann das System anhand des eingepflegten Rohrsystems und der bekannten Verknüpfungen überprüfen, ob das Material auch in der vorgegebenen Rezeptur des Auftrages hinterlegt ist. Dies dient der Vermeidung von fehlerhaften Mischungen. Auf der Fakuma 2018 (Internationale Fachmesse für Kunststoffverarbeitung) wurde diese mobile Lösung mit dem zweiten Platz des Motan Innovation Awards ausgezeichnet.

Auf einen Blick: Produktionsmengen des Tages im Webbrowser visualisiert.   

Die Referenzen im Bereich der Dienstleistungsunternehmen gestalten sich vielfältig. Häufig bildet ein sogenanntes Portal den Ausgangspunkt für die Projekte. Es bietet dem Benutzer alle notwendigen Funktionen, Prozesse und Informationen für seine täglichen Aufgaben. Das System kann sowohl auf lokalen Servern eines Unternehmens betrieben werden als auch online via Cloud-Service. Somit kann auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden eingegangen werden. „Bei einem unserer Auftraggeber können dessen Kunden nun jederzeit mit einem Browser auf ihre Dokumente wie Berichte oder Untersuchungsergebnisse bequem zugreifen", sagt Tobias Schierholt. Dem Endanwender stünden damit die digitalen Unterlagen sofort zur Verfügung. „Somit konnte der Kundenservice erheblich verbessert werden. Ein positiver Nebeneffekt waren die deutlich gesunkenen Portokosten", so Schierholt.

In einem weiteren Projekt bietet ein Kunde seinen Klienten in einem Portal zusätzliche Serviceleistungen an. Damit können zum Beispiel zu jeder Zeit Aufträge eingestellt und eingesehen werden. Auch wurde eine Betriebsmitteldatenbank zur zentralen Verwaltung aller Betriebsmittel erstellt. Sie erleichtert die Organisation von Dokumenten, Checklisten sowie Ergebnisprotokollen und unterstützt bei der Planung von Prüfungen durch eine Erinnerungsfunktion. Die Kommunikation mit Drittsystemen wie ERP- oder QS-Systemen rundet das Softwareangebot von phito ab. Um diese Schnittstellen zu realisieren, werden Standardprotokolle verwendet. Damit ist die Kompatibilität gesichert und manuelle Übertragungsfehler werden verhindert.

Für eine gute Zusammenarbeit setzt phito auf gegenseitiges Vertrauen sowie natürlich auf die Offenheit für neue digitale Lösungen. Durch einen engen Austausch und eine gute Kommunikation mit dem Kunden lassen sich die Projekte bestmöglich ans Ziel bringen. phito konnte sich im Oldenburger Münsterland bereits einen starken Namen machen, so dass die beiden jungen Männer weiter auf Wachstumskurs sind und ihr Unternehmen weiter ausbauen werden. Es besteht bereits ein breites Netzwerk zu anderen Softwareunternehmen und Elektrofirmen der Region. Über die neuesten Technologien herrscht ein regelmäßiger Austausch, da gerade dieser Bereich sehr dynamisch ist und stets neue Trends hervorruft.

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